Gel, Shellac oder Acryl? Der große Vergleich!

Gepflegte Nägel sind mehr als nur ein Schönheitsdetail – sie sind Ausdruck von Stil, Persönlichkeit und Selbstbewusstsein. Doch wer sich für eine professionelle Nagelverstärkung interessiert, steht schnell vor der Frage: Gel, Shellac oder Acryl – was ist die beste Wahl? Jede Methode hat ihre eigenen Stärken, aber auch Schwächen. Während für einige maximale Haltbarkeit wichtig ist, suchen andere nach einer schonenden Alternative. Tauchen wir ein in die Welt der Nagelmodellage und schauen uns an, was hinter den einzelnen Techniken steckt – und warum die Gesundheit des Naturnagels dabei eine entscheidende Rolle spielt.

Gel – flexibel und beständig

Gel ist ein lichthärtender Kunststoff, der unter UV- oder LED-Licht aushärtet. Im Gegensatz zu vielen Annahmen ist der chemische Prozess dahinter nicht schädlich, solange Ihr Naturnagel intakt ist. Die Haftung funktioniert durch sogenannte Hydroxybrückenbindungen: Auf der Nageloberfläche befinden sich Sauer- und Wasserstoffverbindungen, die sich mit den entsprechenden Molekülen im Gel verbinden. Das Ergebnis ist eine stabile, aber sanfte Haftung. Solange Ihr Naturnagel unbeschädigt bleibt, haften säurefreie Haftvermittler und Gele nur an der Oberfläche. Doch Vorsicht: Gewaltsames Entfernen oder unsachgemäßes Fräsen kann die schützende Schicht des Naturnagels beschädigen, was die Haftung und Gesundheit der Nägel beeinträchtigt.

Vorteile: ✔️ Geruchsneutral ✔️ Flexibel und passt sich dem Naturnagel an ✔️ Lösungsmittelresistent ✔️ Kein Vergilben

Nachteile: ❌ Höhere Anschaffungskosten ❌ Fachwissen erforderlich ❌ Relativ teuer

Acryl – stabil, aber nicht ohne Risiko

Acrylnägel bestehen aus einem Mix aus Acrylflüssigkeit, Acrylpulver und Primer (säurehaltiger Haftvermittler). Die Modellage härtet an der Luft aus, ohne zusätzliche UV-Strahlung. Bei der Aushärtung des Acryls reagiert die Acrylsäure, die sich auf und im Naturnagel befindet, mit der Acrylmodellage. Dadurch wird das Acryl direkt mit dem Keratin des Nagels verbunden – man spricht von einer mechanischen Verankerung. Diese Verbindung sorgt für eine stabile Haftung. Doch die im Acryl enthaltene Methacrylsäure hat eine aggressive Wirkung, die den Naturnagel spröde und porös machen kann. Auch wenn dieser Stoff in der Kosmetik zugelassen ist, halte ich ihn aufgrund seiner schädlichen Eigenschaften für bedenklich. Nach dem Aushärten wird das Acryl extrem fest und stabil – ein charakteristisches Merkmal der bekannten Pulver-Flüssigkeit-Technik.

Vorteile: ✔️ Für aufwendige Nagelmodellagen ✔️ Kostengünstig in der Anschaffung

Nachteile: ❌ Enthält säurehaltige Haftvermittler ❌ Starker Geruch ❌ Empfindlich gegenüber Lösungsmitteln (d.h. Oberfläche kann durch Nagellackentferner rauh werden)

Shellac – der Hybrid unter den Nagellacken

Shellac ist ursprünglich ein Markenname, hat sich jedoch als Synonym für alle Gellacke etabliert. Diese Lacke setzen sich – wie der Name vermuten lässt – aus einer Mischung von klassischem Nagellack und lichthärtendem Kunststoff zusammen. Um die Haltbarkeit und den Glanz zu gewährleisten, müssen Gelnagellacke unter einer speziellen UV- oder LED-Lampe ausgehärtet werden. Der Aushärtungsprozess basiert auf einer chemischen Reaktion, die das Material stabilisiert und gleichzeitig die Nägel schützt.

Vorteile: ✔️ Schnelle Anwendung ✔️ Langanhaltend & kratzfest ✔️ Sofort trocken nach dem Aushärten ✔️ DIY-tauglich

Nachteile: ❌ Enthält aggressive Lösungsmittel ❌ Langfristige Anwendung kann Naturnagel schädigen ❌ Starker Geruch

Wie werden Gel-, Shellac- und Acrylnägel aufgetragen, und welche Schritte sind dabei entscheidend?

Gel und Acryl: Beide Materialien werden entweder direkt auf den Naturnagel oder auf einen Naturnagel, der mit einer künstlichen Spitze verlängert wurde, modelliert. Dabei handelt es sich nicht um das einfache Auftragen mit einem Pinsel, sondern um eine Modellage – daher der Begriff „Nagelmodellage“. Der entscheidende Schritt ist der Aufbau der Modellage, da dieser für die Stabilität der künstlich verstärkten Nägel sorgt.

Shellac: Shellac wird wie herkömmlicher Nagellack mit einem Pinsel auf den Naturnagel aufgetragen. Diese Methode ist besonders unkompliziert, da der Lack in dünnen Schichten auf dem Nagel verteilt wird und keine Modellage erforderlich ist.

Wie unterscheiden sich die Ergebnisse in der Optik (Glanz, Stärke, Dicke)?

Gel und Acryl: Beide Materialien lassen sich auch auf kurzen Nägeln dünn auftragen, wodurch ein besonders natürlicher Look entsteht. Bei längeren Nägeln wird mehr Material verwendet, was die Modellage zwar stabiler macht, aber weniger natürlich aussehen lässt. Der Glanz bleibt bei beiden Techniken über längere Zeit intensiv. Das Endergebnis hängt stark von der Arbeitsweise des Nagelprofis ab – er/sie entscheidet, ob die Nägel natürlich oder eher kräftiger wirken.

Gellack: Er stabilisiert kurze Naturnägel und verleiht einen langanhaltenden Glanz. Bei längeren Naturnägeln hängt die Haltbarkeit von der Struktur und Stärke des Nagels ab. Auf stabilen Nägeln ist Gellack oft nicht erforderlich, da auch herkömmliche Nagellacke hier hervorragend und lange halten. Wenn Gellack professionell aufgetragen wird, bleibt das Ergebnis in der Regel dünn und dezent.

Wie lange halten die Ergebnisse von Gel-, Shellac- und Acrylnägeln im Alltag?

Verstärkte Naturnägel bieten deutlich mehr Widerstandsfähigkeit als der Naturnagel allein, sind jedoch nicht unverwundbar. Die Haltbarkeit hängt maßgeblich von der Qualität der verwendeten Produkte, der Technik der NageldesignerIn und den täglichen Belastungen ab. Es ist entscheidend zu wissen: Eine lange Haltbarkeit garantiert nicht, dass die Inhaltsstoffe unbedenklich oder hochwertig sind.

Pflege und Entfernung

Wie einfach oder aufwendig gestaltet sich die Entfernung der verschiedenen Varianten?

Gelnägel: Sie zeichnen sich durch eine feste, aber dennoch flexible Konsistenz aus, die sich gut an den Naturnagel anpasst. Die Entfernung mit einer Sandblattfeile ist relativ unkompliziert, da der lichthärtende Kunststoff (das „Gel“) meist einfach abzufeilen ist. Für das Entfernen der 10 Fingernägel benötigt man etwa 15-20 Minuten, je nach Routine und Feilenqualität. Heute wird Gel häufig mit einem Fräser entfernt, was zwar schneller geht, aber weniger schonend für den Naturnagel ist. Ich persönlich bevorzuge die manuelle Methode, da sie sowohl für den Kunden als auch für den Naturnagel sanfter ist.

Acryl: Acryl ist extrem fest und unflexibel. Selbst mit Profi-Sandblattfeilen ist das Entfernen ein Kraftakt, der mit einem erheblichen Zeitaufwand von ca. 40-50 Minuten verbunden ist. Deshalb wird Acryl nahezu ausschließlich mit elektrischen Feilen abgetragen, da dies deutlich schneller und effizienter geht.

Gellack: Er hat eine feste, leicht gummiartige Konsistenz, wodurch das Entfernen mit einer Sandblattfeile etwas mühsam sein kann. Ein Fräser beschleunigt den Vorgang, kann aber bei häufiger Anwendung den Naturnagel strapazieren und als unangenehm empfunden werden. Deshalb wird Gellack meist mit einem speziellen Entferner – dem „Soak-Off Liquid“ (reines Aceton) – gelöst. Damit das Aceton besser eindringen kann, wird die Oberfläche des Lacks zuvor leicht angeraut. Anschließend werden mit Soak-Off getränkte Pads auf die Nägel gelegt und mit Alufolie fixiert. Nach etwa 10 Minuten lässt sich der Gellack mühelos mit einem Spatel oder Holzstäbchen entfernen. Allerdings wird durch die Acetondämpfe auch die gesamte Haut um den Nagel stark in Mitleidenschaft gezogen.

Welche Pflege braucht der Naturnagel nach der Entfernung von Gel-, Acryl- oder Shellac-Nägeln?

  1. Naturnägel kurz halten: Feilen Sie die Nägel regelmäßig, um sie vor weiteren Schäden zu schützen.
  2. Sanfte Feilen: Verwenden Sie eine Sandblattfeile mit feiner bis sehr feiner Körnung, um die Nägel schonend zu bearbeiten, ohne sie zu stark zu strapazieren.
  3. Verzicht auf Nagellack: Verzichten Sie für ca. 4-6 Wochen auf Nagellack (einschließlich Nagelhärter), um den Nägeln die nötige Ruhe und Regeneration zu gönnen.
  4. Hochwertige Pflegeprodukte: Setzen Sie auf tiefenwirksame Pflegeprodukte, die speziell auf die Revitalisierung der Nägel abgestimmt sind. Diese unterstützen die Struktur des Naturnagels und fördern die Regeneration.
  5. Geduld und Disziplin: Es braucht Zeit, bis die Naturnägel wieder vollständig erneuert sind. Seien Sie geduldig und pflegen Sie Ihre Nägel regelmäßig.

Vor- und Nachteile

Welche potenziellen Risiken gibt es bei jeder Methode?

Grundsätzlich sollte beachtet werden, dass alle Materialien und Stoffe, die in Nagelstudios verwendet werden, den EU-Kosmetikrichtlinien entsprechen und somit zugelassen sind. Allerdings gibt es im Bereich der Nagelpflege leider wenig bis keine wissenschaftlichen Studien, was die langfristigen Auswirkungen der verwendeten Stoffe betrifft.

Wissenswert ist, dass der Naturnagel in direkter Verbindung mit dem Blutkreislauf steht, was bedeutet, dass er „lebendig“ ist. Daher ist es meiner Meinung nach durchaus bedenklich, langfristig aggressive Materialien auf den Naturnagel aufzutragen, da jedes Handeln (oder Nicht-Handeln) Konsequenzen hat. Wenn jemand beispielsweise ein paar Monate Gelnägel trägt und danach feststellt, dass es nicht die richtige Entscheidung war, kann sich der Körper in der Regel wieder gut erholen. Die langfristigen Auswirkungen (nach 10, 20 oder 30 Jahren) sind jedoch noch immer unbekannt, da es an entsprechenden Langzeitstudien mangelt.

Wie nachhaltig sind die Materialien und Verfahren, und gibt es umweltfreundlichere Alternativen?

Trotz vieler Innovationsversprechen und der Entwicklung neuer Materialien wie Harzen bleibt festzuhalten: Alle verwendeten Produkte enthalten letztlich Kunststoffe oder chemische Stoffe. Eine echte umweltfreundliche Alternative ist bislang schwer zu finden. Wichtig ist jedoch, bei der Wahl der Materialien auf säurefreie Produkte zu setzen – sowohl bei der Gelmodellage als auch beim Haftvermittler. Zwar sind säurehaltige Stoffe bis zu einem bestimmten Prozentsatz zulässig und rechtlich unbedenklich, doch sie können belastender für die Umwelt und den Naturnagel sein. Wer auf Nachhaltigkeit Wert legt, sollte bewusst Produkte wählen, die weniger schädlich für Mensch und Natur sind.

Gibt es gesundheitliche Bedenken, z. B. bei Allergien oder der Verwendung von UV-Lampen?

Heute sind LED-Lichthärtungsgeräte weit verbreitet und haben die herkömmlichen UV-Röhren abgelöst. Diese modernen Geräte sind in der Regel sicherer und effizienter. Die hochwertigen Lichthärtungsgeräte, mit denen ich bis 2007 gearbeitet habe, operierten im niederwelligen UV-Bereich, sodass sie der Haut keine Schäden zufügten. Zudem dauerte die Polymerisation (das Aushärten) des lichthärtenden Kunststoffs (Gel) in der Regel nur etwa 90 bis 120 Sekunden, was ebenfalls als unbedenklich gilt.

Dennoch sollte nicht vergessen werden, dass Menschen unterschiedlich auf Stoffe reagieren können. Es wäre daher unvorsichtig, zu behaupten, dass eine Reaktion auf lichthärtende Kunststoffe ausgeschlossen ist. Wer weiß, dass eine Allergie gegen Kunststoffe besteht, sollte vor der Behandlung unbedingt einen Hautarzt oder eine Hautärztin konsultieren und einen Allergietest durchführen lassen. Das ist besonders wichtig, da ähnliche Kunststoffe auch in der Zahnmedizin (z. B. Zahnfüllungen) und in der Orthopädie (z. B. künstliche Gelenke) eingesetzt werden.

Persönliche Empfehlung und Fazit

Wie kann man die beste Methode für sich selbst herausfinden?

Die Wahl der richtigen Nagelpflege oder -modellage ist eine individuelle Entscheidung, die von verschiedenen Faktoren abhängt. Eine gute Möglichkeit, die passende Methode für sich zu finden, ist das Anfertigen von Probenägeln. Viele Studios bieten diesen Service gegen eine kleine Gebühr an, sodass Sie ausprobieren können, ob eine bestimmte Technik zu Ihren Bedürfnissen und Ihrem Lebensstil passt.

Nehmen Sie sich Zeit und testen Sie die Methode 1-2 Wochen lang. So können Sie beobachten, wie sich die Modellage oder der Gellack im Alltag bewährt. Ein schönes Ergebnis ist schnell erreicht, aber die wahre Herausforderung liegt darin, die Materialien so zu verarbeiten, dass sie auch nach einiger Zeit gut halten und weiterhin ansprechend aussehen.

Mein Tipp: Wählen Sie für den Test nicht den kleinen Fingernagel, sondern einen Nagel, der mehr beansprucht wird – so bekommen Sie ein realistisches Bild von der Haltbarkeit und dem Tragekomfort. Um es dezenter zu halten, können auch sanfte Farben verwendet werden, die nicht sofort auffallen, aber dennoch die Möglichkeit bieten, die Technik ausgiebig zu testen.

Fazit: Wer sich für eine Modellage oder Gellackbehandlung entscheidet, sollte die verschiedenen Methoden gründlich prüfen und die für sich passende wählen. Doch ganz gleich, für welche Variante Sie sich entscheiden – eines ist unverzichtbar: eine hochwertige, tiefenwirksame Pflege. Nur so können ihre Nägel die strapaziösen Belastungen langfristig gut überstehen und gesund bleiben. Pflege ist der Schlüssel, um die Schönheit und Vitalität Ihrer Nägel zu bewahren – auch bei künstlicher Verstärkung.

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